Vernagt Stausee
Darstellungen von Alpinen Gebirgslandschaften sind lieblich, bedrohlich, dramatisch, heimelig, „schön“. Sie projizieren Zeitgeist und Weltanschauungen von Städtern oder verzerrte Selbstdarstellungen lokaler Tourismusverbände. Der Faktor Kulturlandschaft ist praktisch immer vorhanden, auch wenn er oft versteckt ist. Der Aspekt des Wirtschaftsraumes Alpen ist fast immer ausgeblendet. „Wenn er im Herbst voll ist, ist er ja durchaus schön, im Spätwinter und im Frühling aber ist er hässlich“ sagen Einheimische und Besucher vom Ende der 1950er – Anfang der 1960er Jahre entstandenen Stausee. „Eine misshandelte Landschaft!“
Mich hat die winterliche Ödnis des fast leeren Staubeckens lange schon angezogen. Zum einen eröffnet sich eine Ahnung von den acht Höfen mit ihren Wiesen und Äckern und der Kirche, die geflutet wurden. Zum anderen entwerfen die landschaftsverändernden Kräfte von Wasser, Eis, Wind, Kälte und Hitze fraktale Gebilde (Skalenvarianz und Selbstähnlichkeit) von großer Schönheit. Der Blick in den Mikrokosmos ähnelt dem auf große Landschaften und lässt gleichzeitig die gemeinsamen Bausteine und der auf sie wirkenden Kräfte erahnen.